Value Proposition Design als Kick Starter

In drei Stunden komplexe technische Themen in heterogenen Teams evaluieren

Value Proposition Canvas Workshop Encoway Design Thinking

Inhalte

  • Wie nutze ich Design Thinking und die Value Proposition Canvas um in drei Stunden mit heterogenen Teams eine Entscheidung und nächste Schritte zu definieren?
  • Templates und Ressourcen zu den Inhalten

Intro

„Dazu kann ich nichts sagen, da fehlt mir die technische Kompetenz zu.“ Selbst kleinere Herausforderungen die wir in Fachabteilungen bearbeiten, benötigen zunehmend technisches Fachwissen. So bildet sich Expertise zu sehr spezifischen, technischen Themen in Abteilungen oder sogar Einzelpersonen. Ein ganz natürlicher Prozess, aber sobald diese technischen Themen intern oder Kunden kommuniziert werden müssen, trifft man auf Hürden in der Kommunikation. Im DOCK ONE, dem Digital Innovation Lab der Lenze Gruppe, begegnen wir solchen Herausforderungen quasi ständig und nutzen Value Proposition Design als Kick Starter um Expert:innen aus der Entwicklung, dem Marketing, dem Vertrieb, etc., ergebnis- und kundenorientiert zu lösen.

Methoden und Ansatz

Eine leichtgewichtige Methode um den gemeinsamen Austausch zu moderieren ist die Value Proposition Canvas. Um diese Methode herum habe ich einen 3 stündigen Workshop gebaut, der angelehnt an Design Thinking als kreativen und kundenzentrierten Innovationsansatz den Expert:innen ermöglicht, komplexe Fragestellungen mit Blick auf Relevanz für interne und externe Kunden zu evaluieren. Wieso „evaluieren“ und nicht „beantworten“? Dieses Workshop-Konzept dient der Verständigung und Diskussion komplexer technischer Themen.

Kurz gesagt: Ich möchte Thema X besprechen, brauche Feedback von Kolleg:innen und Nutzenden, die ich abholen und mit denen ich gemeinsam das weitere Vorgehen besprechen möchte.

All die gewünschten Expert:innen und Nutzenden an einen Tisch zu bekommen, ist zeitlich und durch das hybride Arbeiten aktuell schwierig. Wir haben diesen Workshop Anfang des Jahres virtuell mit Mural.co und Microsoft Teams durchgeführt. Führt die Teilnehmenden kurz in das Tool ein und lässt sie eine kleine Aufgabe zu Anfang bewältigen, bspw. ein individuelles Namensschild erstellen. So wisst ihr auch wer da und arbeitsfähig ist. Die Teilnehmenden haben dann auch schon alles Wissen, dass sie zunächst brauchen.

Virtueller Workshop Mural.co Whiteboard Design Thinking
Virtueller Workshop Mural.co Whiteboard Design Thinking

Schritt 1: „Zoom Fatigue“ darf draußen bleiben (10 min)

Zoom Fatigue, oder „Videokonferenzerschöpfung“ bezeichnet die Belastung und Erschöpfung durch virtuelle Videokonferenzen. Das ist aktuell nicht nur ein heißes Thema in der Wissenschaft, sondern leider auch ein Problem dem fast jeder von uns täglich begegnet. Um dem ein wenig entgegen zu wirken, soll im Teilnehmendenkreis gar nicht erst der Gedanke aufkommen, dass es sich hier um eine normale Videokonferenz handelt. Ab in die Breakout Rooms und in das Warm Up – „Ja, aber… ja, und…“. In zweier oder dreier Gruppen werden hier leichtgewichtige Themen wie die Urlaubsplanung oder ein Picknick geplant. Der Haken: Die ersten zwei Worte geben wir vor. In einer ersten Runde dürfen die Teilnehmenden auf die Vorschläge der anderen Personen nur mit „Ja, aber…“ antworten. Frustration macht sich breit – das Gespräch verläuft schleppend, die Teilnehmenden stellen, meist lachend fest, welche Hürden zwei kleine Worte auftun.

Nun ändern wir die beiden Worte. Jede Antwort soll nun mit „Ja, und…“ beginnen. Es geht flott voran, man baut nun auf den Ideen der anderen Personen auf, entwickelt schnell aus Ideen zielführende Konzepte. Nach nur 1,5 Minuten holen wir die Gruppe zusammen. In der Hälfte der Zeit haben sie erheblich mehr Fortschritte gemacht – und hatten verständlicher Weise auch mehr Spaß. Diesen Schwung samt der Erkenntnis, was zwei kleine Worte ändern können, nehmen wir nun mit.

Schritt 2: Wieso sind wir heute hier? (10 min)

Wir haben schon etabliert, dass dies keine normale Videokonferenz ist. Nun wird die Herausforderung (am besten durch die Challenge Owner) vorgestellt. Hier reicht eine kurze Präsentation mit einer stichhaltigen Begründung, wieso die einzelnen Expert:innen heute dabei sind und was die Erwartung an deren Beitrag ist. Schließlich ist dies aufgrund der technisch-fachlichen Distanz nicht immer klar ersichtlich. Grundsätzliche Verständnisfragen schnell und offen erklärt werden.

Schritt 3: Make it tangible. Wo genau setzt das Thema an? (40 min)

Im dritten Schritt haben alle Teilnehmenden Use Cases von Kunden vorgestellt (erzählt) und jeweils die Schnittstelle zum Thema erklärt. Anhand der praktischen Beispiele lässt sich schon gut erkennen, wie Wertbeitrag und Relevanz für Kunden aussehen. Die Kunden-Stories bzw. Use Cases können auch als Hausaufgabe vorbereitet werden durch einzelne Expert:innen. Es braucht keine Slides oder große Aufwände. Während die Cases vorgestellt werden, sollte eine oder mehrere Teilnehmende Erkenntnisse festhalten, die nachher geclustert werden können.

Schritt 4: Den Kundennutzen herausstellen – die Value Proposition Canvas (60 min)

Basierend auf den Beiträgen der Expert:innen zu den Use Cases wird nun ein spezifisches Kundensegment definiert und Pains, Gains und Customer Jobs dieses Segments nacheinander formuliert.

Anschließend werden auf Basis der vorhandenen Leistungen und Fähigkeiten die Gain Creators und Pain Reliever definiert. Wenn es schnell gehen soll, kann mit der Timer-Funktion sowie mit Brainwriting, also alle erstellen parallel Inhalte in Stillarbeit, sehr schnell jedes Feld der Canvas gefüllt und anschließend diskutiert werden.

Value Proposition Canvas
Value Proposition Canvas Template vorher
Value Proposition Canvas Template nachher
Value Proposition Canvas Template nachher

Stellt man nun die Kundenseite und eigenen Leistungen gegenüber, entsteht ein erster Überblick, ob technische Lösung und Bedarf zusammenpassen.

Schritt 5: Welche Hypothesen gilt es zu evaluieren und wie geht es weiter?

Ergeben Kundenbedarf und eigene Leistungen einen guten Fit, sollten weitere Schritte formuliert werden. Basierend auf den Erkenntnissen, die im Workshop generiert wurden, werden Fragen und Hypothesen formuliert. Die gilt es unter Einbindung von Kunden und anderen Partnern zu testen. Um die Ergebnisse des Workshops nicht verpuffen zu lassen, ist es wichtig direkt Verantwortlichkeiten und nächste Schritte mit den verschiedenen Expert:innen festzulegen.

Links

https://mural.co/

https://www.thisisservicedesigndoing.com/methods/yes-and-warm-up

Simon@dock.one