Frauen in der IT – ein Interview mit Kai Stührenberg auf dem Hack4Ladies 2022
Unser erster reiner Frauen-Hackathon hat vom 09. – 11. September im neuen Gebäude NEOS stattgefunden. Gemeinsam mit Lenze, dem Digital Hub Industry und vielen weiteren Partner:innen und Sponsor:innen konnten wir ein derartiges Format umsetzen und auf das Thema ‚Frauen in der IT‘ aufmerksam machen. Auch Kai Stührenberg, dem Staatsrat der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa, ist es wichtig, dass das Thema in der Gesellschaft diskutiert wird. Im Interview berichtet er uns, was wir in Zukunft ändern können.
Wieso glauben Sie ist der Frauenanteil in der IT-Branche so gering?
Mit dieser Frage setze ich mich schon seit über 20 Jahren auseinander. Es ist nicht leicht diese zu beantworten. Es gibt gesellschaftliche Gründe, es sind aber auch ganz viel Strukturen in den Unternehmen, die dafür sorgen. Es fängt schon in der Schule an, in der Familie. Und ich glaube wir müssen an allen Punkten ansetzen, um etwas zu verändern, um diesen Anteil zu erhöhen. Ich glaube da ist ganz viel Potenzial drin, da ist ganz viel machbar und ich glaube das kann man auch gemeinsam hinbekommen.
Welchen Mehrwert schaffen derartige Veranstaltungen für IT-interessierte junge Frauen?
Solche Veranstaltungen wie der Hack4Ladies sind erstmal eine Ansammlung von Role Modelen für junge Mädchen. Man sieht ganz viele Frauen, die so etwas können, die so etwas machen, die Spaß haben und das motiviert wiederum andere zu sagen ‚Hey, da möchte ich auch gerne dabei sein‘. Ich glaube für viele ist es einfach gar keine Idee oder vielleicht haben sie noch nicht darüber nachgedacht, dass das etwas für sie ist. Und ich glaube wenn man etwas sieht, dass Menschen Lust auf etwas haben, wenn sie mit Energie, Spaß und Freude dabei sind, dann bekommt man selbst Lust etwas zu tun. Deswegen glaube ich, ist es ganz wichtig, dass wir beispielhaft solche Veranstaltungen immer wieder anbieten.
Wäre unsere Welt anders, wenn mehr Frauen im MINT-Bereich arbeiten würden?
Ich bin ganz fest davon überzeugt, dass die Welt eine andere wäre, weil wir andere Lösungen und andere Software bekommen würden. Wir würden für ganz viele Dinge neue Perspektiven in Produktentwicklungen einbringen können. Wir wissen, dass viele Produkte aus einer männlichen Perspektive gestaltet werden und für Frauen manchmal gar nicht passend sind. Und ich glaube einige Dinge wären besser, wenn wir aus unterschiedlichen Perspektiven auf etwas schauen. Und wenn mehr Frauen im MINT-Bereich, mehr Frauen in der Softwareprogrammierung, mehr Frauen in der KI arbeiten würden, wäre dies auf jeden Fall ein Gewinn für die ganze Gesellschaft.
Wo sehen Sie ganz persönlich Chancen, die noch nicht ausreichend genutzt wurden, um Frauen in der IT stärker zu unterstützen?
Naja, wir tun das. Wir unterstützen derartige Veranstaltung, wie den Hack4Ladies und andere auch, weil wir einfach zeigen wollen, da geht was. Wir wollen Möglichkeiten aufzeigen. Wir wollen Optionen für junge Frauen schaffen, sich einfach auszuprobieren. Und die Frage: Was können wir noch tun? – Ich glaube da müssen wir an unterschiedlichsten Punkten ansetzen. Als Land sind wir gerade dabei, eine Strategie zu Gendergerechtigkeit und Entgeltgleichheit aufzubauen, um all die ganzen Strukturen, die in der Schule, in der Wissenschaft oder in der Wirtschaft, in Unternehmen vorhanden sind, um diese Strukturen einfach mal bewusst zu machen und auch Wege auf zu zeigen, wie man sie verändern kann. Wir müssen Unternehmen dabei unterstützen, wenn diese sich auf den Weg machen, zu sagen ‚Wir wollen Strukturen schaffen, wir wollen eine Organisation haben, die beste Möglichkeiten für Männer, für Frauen, für Diverse, für wen auch immer bietet‘.
Fassen Sie den Hackathon für Ladies in einem Wort zusammen.
Wenn ich den Hack4Ladies in einem Wort zusammen fassen kann, dann kommt mir ganz spontan ‚Mensch, coole Sache‘ in den Kopf. Es ist einfach eine wunderbare Veranstaltung. Viele Frauen haben viele Ideen. Viele Unternehmen haben Herausforderungen. Man setzt sich zusammen, gemeinsam wird etwas entwickelt und ein stückweit wird hier Zukunft gestaltet.